Mobilität im Öffentlichen Personenverkehr schafft sich ab

24.08.2024

Jahrzehntelanger Investitionsstau im öffentlichen Personenverkehr (Fern- und Nahverkehr) zeigt täglich seine Spuren: Zugausfälle, Zugverspätungen und veraltete Schieneninfrastruktur. Erst kürzlich wurde ich im Rahmen einer Städtereise mit der Deutschen Bundesbahn Opfer dieser Malaise.

Nach einem planmäßigen Start mit der Regionalbahn sollte die Reise im nächsten Umsteigebahnhof mit einem ICE fortgesetzt werden. Dessen Eintreffen verzögerte sich jedoch von Minute zu Minute, wobei ich Gefahr lief, den Umstieg im nächsten Bahnknoten für meine Weiterfahrt zu verpassen. Nach ca. 20 Minuten entschloss ich mich, den gerade abfahrbereiten Regionalzug zu nutzen, um die darauf folgende Umsteigezeit in Mannheim einhalten zu können. Leider war die Hoffnung nur von kurzer Dauer, denn nach ca. 10 Minuten blieb der Zug wegen einer Störung stehen. Die daraus resultierende Verspätung führte dazu, dass der vom Veranstalter vorgegebene Zeitplan nicht eingehalten werden konnte. Schließlich kam ich mit über einer Stunde Verspätung am Zielort an.

Während ich nur gelegentlich mit dem ÖPNV fahre und ansonsten mein Auto benutze, sind Bahnfahrer wie Studenten, Schüler oder Rentner bzw. Arbeitnehmer, die sich ein Auto finanziell nicht leisten können, auf den ÖPNV angewiesen. Sie sind die Verlierer der Mobilitätspolitik. Die Verursacher der Misere, die dem Straßenverkehr Vorrang einräumen, handeln unsozial!

Ein Mobilitätsministerium ist gefordert

Sinkende Ausgaben für den Öffentlichen Verkehr bedeuten gleichzeitig eine Zunahme der Autonutzung. Damit verbunden ist ein Kollaps des Straßenverkehrs durch Staus und unzählige Baustellen, um marode Brücken instand zu setzen.

Die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland ist mangelhaft und äußerst rückständig im Vergleich zu den Nachbarstaaten. Dieser Zustand zu verbessern, erfordert eine tragfähige Finanzierung, die die Erfordernisse sowohl für den Öffentlichen Personenverkehr als auch den Individualverkehr berücksichtigt. Vorrang muss dem Bahnverkehr eingeräumt werden, da dieser mehr Nachhaltigkeit verspricht. Nur durch ein stetiges Wachstum kann dieser finanziert und den Ansprüchen durch die soziodemografische Entwicklung gerecht werden. Der steigende Anteil der älteren Bevölkerung benötigt eine Alternative zum Pkw.

Saarland macht die Bahn attraktiver

Bei meinem Besuch im Saarland im August 2024 lernte ich die Vorteile des Öffentlichen Personenverkehrs kennen. Eine Tageskarte für 2 Personen kostete erschwingliche 11,30 Euro. Damit kommt man nach Frankreich zu Saargemünd oder in mehr als 70 Minuten nach Tholey. Daneben können selbstverständlich alle Angebote des ÖPNV genutzt werden.

Wogegen eine Tageskarte vom RMV für eine Fahrt in ähnlicher Zeit von Michelstadt nach Frankfurt gewaltige 37,10 Euro kostet, wohlgemerkt nur für eine Person!!

Es liegt bei diesem Vergleich klar auf der Hand, wo liebend gerne für eine Fahrt auf das eigene Auto verzichtet wird.