Reifenhandel – Zukunft schaffen jetzt
Vor wenigen Tagen ging die TireCologne 2022 zu Ende. Diese Branchenmesse stand unter dem Eindruck der derzeitigen Verwerfungen mit Corona Lockdown in China, des Krieges in der Ukraine sowie den Beschaffungsproblemen der Automobilhersteller. Es fehlten einige wichtige Reifenhersteller, wie Bridgestone und Goodyear und zahlreiche Anbieter aus Fernost. Entsprechend war die Liste der Aussteller dezimiert. Viele Hallenplätze blieben leer. Der ideelle Träger der Veranstaltung ist der Bundesverband des dt. Reifenhandels und hoffte damit die Bedeutung seiner Branche nicht nur zu halten, sondern zu festigen.
Allerdings stellt sich die Lage derzeit und auch künftig alles andere als rosig dar. Mengenmäßige Verluste im Absatz von Reifen durch den Einbruch bei der Nutzung der Fahrzeuge, sei es durch Homeoffice oder Änderungen im Mobilitätsverhalten, mussten in den vergangenen Monaten hingenommen werden. Schon seit einiger Zeit schwinden die Mengen an Winterreifen durch milde Winter und das Vordringen der Ganzjahresreifen. Jedenfalls für Pkw-Reifen muss auch künftig mit einem stetigen Rückgang der Nachfrage gerechnet werden. Höhere Energiepreise und Einschränkungen für den Individualverkehr sind weitere Gründe. Nicht betroffen sind hingegen die reifenfachspezifischen Segmente, wie Zweiradreifen und der Nutzfahrzeugsektor.
Aftermarkt: Autoteile und Reifen gemeinsam
Ähnlich tangiert von dieser Entwicklung ist der Autoteilemarkt. Er ist noch stärker beeinflusst durch die Elektromotorisierung der Fahrzeuge, denn die servicetreibenden Teile der Verbrennertechnologie werden nicht mehr benötigt. Auf Handelsseite werden wir deshalb eine Bereinigung der schwachen Servicebetriebe konstatieren, was mit einer Konzentration der Distribution einhergehen wird. Der Trend von einer Vermischung von Autoteile- und Reifenvermarktung wird sich fortsetzen. Bereits heute profitieren Reifenfachhändler vom angebotenen Pkw-Autoservice. Lediglich die Spezialisten für Nutz- und Spezialfahrzeuge werden noch zum großen Teil ihr Reifengeschäft in Zukunft betreiben können.
Mobilitätsmesse: Präsenz für Autoteile und Reifen
Aus den vorgenannten Trends ergibt sich zwangsläufig, dass einmal eine Messe für Reifen und einmal eine Automechanika wenig Sinn macht. Die Zielgruppe für diese Veranstaltungen sind jeweils Mobilitäts-Servicebetriebe, zumal in Zukunft der digitale Anteil bei Reifen ansteigen wird. Unisono werden die Distributeure, also die Großhändler, künftig beide Sortimente führen. Steigende Transportkosten zwingen geradezu effizienter die bestellten Autoteile und Reifen auszuliefern.
Bereits 2018 hatte ich unter der Überschrift "Der Reifenfachhandelsbetrieb ein Auslaufmodell?" auf die Trends in dieser Branche hingewiesen. Die derzeitigen und künftigen Rahmenbedingungen drängen mehr denn je sich jetzt eine Zukunft zu schaffen.