STERN quo vadis?
Einen Brief an die Chefredaktion des STERN.
Die letzte Ausgabe der Zeitschrift "Horizont" beschäftigt sich mit dem Jubiläum des STERN. Dazu möchte ich auch Ihnen nicht nur gratulieren, sondern einige Anmerkungen auf den Weg geben.
Bereits meine Eltern haben den STERN abonniert, im Grunde bin ich damit medial und mit dem SPIEGEL aufgewachsen. Auch später im eigenen Haushalt war er ein wöchentlicher Lesemittelpunkt mit Rätselteil. Diese Treue blieb auch, wenn beispielsweise durch die Affäre der Hitlertagebücher das Vertrauen in dieses Magazin gelitten hatte.
In den letzten Monaten hat sich allerdings der Wert des STERN als wöchentliche Informationsquelle merklich reduziert und damit die Bereitschaft ihn weiter zu abonnieren, merklich abgekühlt. Warum?
- Im Hinblick auf die strukturellen Veränderungen der Printmedien ist eine klare Positionierung des STERN nicht mehr erkennbar. Viel wurde meines Erachtens experimentiert, um Offline wie Online den Auflageanschluss nicht zu verlieren, letztlich Werbeumsätze zu halten. Es war dabei ein Trend zum Boulevard-Journalismus zu erkennen, an statt Geschichten zu erzählen und informative Reportagen zu bringen. Wie es geht, zeigen beispielsweise die ZEIT oder auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Die letzte genannte Zeitung beweist auch, dass kundenbindende Maßnahmen möglich sind!
- Bei uns im Haushalt wird die Printausgabe des STERN bevorzugt, unter anderem durch die TV-Beilage mit dem Rätselteil. Die Wertigkeit hat allerdings qualitativ gelitten durch das Supplement mit RTV.
- Bei der Lesergewinnung und Leserbindung wird bei G+J noch gearbeitet, wie vor 70 Jahren. Auch hier sollte endlich eine Leserkundenorientierung einsetzen.
- E-Mails vom STERN sind nicht lesergerichtet: Abo-Angebote an STERN-Leser geht nicht.
Wie heißt es: "Nur was sich ändert, bleibt." Dies gilt auch für den STERN. Gerade in der jetzigen Zeit tut Qualitätsjournalismus not. Der STERN hatte immer ein hochgradiges Demokratieverständnis verkörpert und sich für die freien Werte des Grundgesetzes eingesetzt.
Ich/Wir hoffen auf darauf, dass Sie Ihren Teil beitragen, uns, die Leser wöchentlich mit recherchierten Themen bzw. Reportagen und mit Mehrwerten binden. Machen Sie wieder Ihre Leser zu Fans. Gerne bin ich auch bereit im Rahmen Ihrer Geburtstagsfeier mit Ihnen persönlich darüber zu sprechen!
Werde ich noch eine Antwort vom STERN erhalten? Mittlerweile sind drei Wochen vergangen ohne Antwort! Dieses Verhalten vom STERN lässt für dessen Zukunft wenig hoffen.